Trauer um Prof. Dr. Harald Friedrich
2017-03-07 – Nachrichten aus dem Physik-Department
Harald Friedrich wurde 1947 in Berlin-Schöneberg geboren, zog aber mit seiner Familie bald nach Australien und ging dort von 1953 bis 1964 zur Schule. Von 1965 an studierte er in Kiel und Freiburg Physik. Die Promotion erfolgte 1974 an der Universität Münster mit der Arbeit »Mikroskopische Beschreibung der Streuung von leichten und mittelschweren Atomkernen«. Es folgten ein Stipendium für einen Forschungsaufenthalt in Oxford und nach seiner Rückkehr nach Münster 1980 die Habilitation.
Bis hierhin hatte er auf dem Gebiet der Kernphysik gearbeitet. Als Heisenberg-Stipendiat am California Institute of Technology (Caltech, USA, 1981-83) wandte sich Harald Friedrich der modernen theoretischen Atomphysik zu. Weitere Forschungsstationen waren die TUM, das Max-Planck-Institut für Quantenoptik und die Universität Tübingen.
1987 wurde Harald Friedrich an die TUM berufen, wo er bis zur Emeritierung 2012 lehrte und forschte. Forschungsaufenthalte führten ihn ans Institute for Theoretical and Atomic Physics des Harvard-Smithsonian Centers for Astrophysics in Cambridge, USA, und ans Institute of Advanced Studies der Australian National University in Canberra.
Gemeinsam mit seinem damaligen Doktoranden Dieter Wintgen zeigte Harald Friedrich chaotische Strukturen von hochangeregten Wasserstoffatomen im starken Magnetfeld auf und machte sich dadurch rasch einen international anerkannten Namen auf dem Gebiet des Quantenchaos.
Neben vielen Publikationen in renommierten Zeitschriften hat Harald Friedrich die Lehrbücher »Scattering Theory« (2013), »Theoretische Atomphysik« und »Theoretical Atomic Physics« verfasst; letzteres wird 2017 in bereits vierter Auflage erscheinen. Das dann über 600 Seiten starke Werk ist eine wunderbare Zusammenfassung sehr vieler Themen der modernen Atomphysik und enthält darüber hinaus Ergebnisse von ihm und seiner Arbeitsgruppe vor allem zu den Themen Semiklassik, Quantenchaos, Streu- und Reaktionstheorie, Schwellenverhalten, Feshbach-Resonanzen und kalte Atome.
Harald Friedrich war bei allen, die mit ihm arbeiten durften, beliebt durch seine Kompetenz und Freundlichkeit. Kleine studentische Fragen und physikalische Probleme löste er sofort mit Hilfe von Papier und Kugelschreiber, den er immer in seiner Hemdtasche mit sich führte. Wir werden Harald vermissen.
Manfred Kleber
Lehrbücher
- Theoretical atomic physicsHarald Friedrich
- Scattering theoryHarald Friedrich
- Theoretische AtomphysikHarald Friedrich
Wichtige Publikationen
- The hydrogen atom in a uniform magnetic field — an example of chaosFriedrich H, Wintgen D
- Working with WKB waves far from the semiclassical limitFriedrich H, Trost J
- Quantum reflection by Casimir-van der Waals potential tailsFriedrich H, Jacoby G, Meister CG
- Local potential models for the scattering of complex nucleiBuck B, Friedrich H, Wheatley C