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Professor J. Leo van Hemmen im Ruhestand

2015-11-16 – Nachrichten aus dem Physik-Department

Am 30. September 2015 trat Prof. Leo van Hemmen, Ordinarius für Theoretische Biophysik der TUM, in den Ruhestand.

Prof. Dr. Leo van Hemmen
Professor Leo van Hemmen. Bild: Andreas Heddergott / TUM

Als gebürtiger Niederländer studierte Professor Leo van Hemmen (*1947) in Groningen Physik und Mathematik. Im Anschluss an seine Promotion 1976 an der Universität Groningen wechselte er als Postdoktorand an das Institut des Hautes Études Scientifiques (IHÉS) in Bures-sur-Yvette in der Nähe von Paris. Nach ca. einjähriger Postdoktorandenzeit wechselte er als „Assistant-Professor“ an die Duke University in North Carolina, USA, und kehrte von dort 1979 nach Europa an die Universität Heidelberg zurück. Parallel zur Habilitation (1983) über sein Spinglas-Modell (das jetzige van-Hemmen-Modell) in der Physik begann er, sich für komplexe biologische Systeme vor allem im Bereich zellulärer Netzwerke zu interessieren. Zu einem seiner wissenschaftlichen Schwerpunkte entwickelte sich der Mechanismus der neuronalen Informationsverarbeitung in Netzwerken von neuronalen Zellen. Nach der Habilitation folgte er 1990 einem Ruf auf die Professur für zelluläre theoretische Biophysik an die TUM. Am Physik-Department lehrte und forschte er damit mehr als 25 Jahre. Mit seinen klaren Vorstellungen zur Profilbildung hat er wesentlich zur Entwicklung des Physik-Departments beigetragen.

Neben wichtigen Beiträgen zur Theorie neuronaler Informationsverarbeitung hat sich Leo van Hemmen darüber hinaus mit einer Vielzahl von Fragestellungen zur zellulären Biophysik beschäftigt. Durch Anwendung der Methoden der statistischen Physik und der Kontinuumsmechanik hat er physikalische Erklärungen für eine ganze Reihe komplexer Sinnesleistungen bei Mensch und Tier erarbeitet. Dazu zählt der Mechanismus der Schallwahrnehmung, der nach unterschiedlichen Prinzipien in verschiedenen Tiergattungen funktioniert, sowie die Biophysik der Beutelokalisation durch Schall- und Infrarotdetektion und Hydrodynamik der Seitenlinie von Krallenfrosch und Fisch.

Die Förderung der wissenschaftlichen Nachwuchses war für Leo van Hemmen ein besonderes Anliegen und er hat sich in der Lehre mit Vorlesungen zur „Kontinuumsmechanik“ und zur „Theorie neuronaler Informationsverarbeitung“ außerordentlich engagiert. Berühmt, nicht nur im Physik-Department, wurde er durch ein alljährliches besonderes Ereignis im Physik-Department, der Vorlesungstermin zur physikalischen Erklärung der Entstehung von Tsunamis.

Ausdruck seiner Freude an der Physik und seines großen Engagements für das Physik-Department ist auch die Tatsache, dass Leo van Hemmen seine Emeritierung mehrmals um insgesamt drei Jahre hinausgezögert hat, um noch interessante Wissenschaftsprojekte durchzuführen. Es verwundert daher nicht, dass er seine Forschungsinteressen auch als Emeritus weiter aktiv fortführen möchte. Somit werden wir ihn sicherlich weiterhin oft sehen, wenn er seine geliebte Forschungsstätte auf dem Radl beglücken wird. Seine Kollegen und Mitarbeiter wünschen ihm alles Gute und viel Gesundheit für seine weitere Zukunft.

Text
Prof. Dr. Martin Zacharias, Prof. Dr. Peter Böni
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